Kundgebung gegen die geplante Teilschliessung des Mathildenhospitals

31.05.2024

Rede auf der Kundgebung Mathilden-Hospital – Andrea Rahn-Farr

Aus dem Koalitionsvertrag 2024-2029 schwarz-rote Landesregierung – TOP 6:„Aus Wertschätzung für sozialen Zusammenhalt, eine gute Gesundheitsversorgung und ein gutes Leben im Alter“

„Wir bleiben eine Gesellschaft des Zusammenhalts, die denen hilft, die Hilfebrauchen, in ganz Hessen eine gute Gesundheitsversorgung sicherstellt und Lebensleistungen honoriert.[…] Wir fördern die Verfügbarkeit von
Ärztinnen und Ärzten und Krankenhäusern in ganz Hessen und stärken die
Pflege im Alter. Unser Ziel ist klar: Wir wollen gut ausgebildete
Fachärztinnen und Fachärzte, Pflegekräfte und Kliniken vor Ort,
insbesondere auch im ländlichen Raum.“
Was hier in Büdingen und in der ganzen Region Oberhessen geschieht mit
dem Mathildenhospital geschieht, spricht den Zielen des Koalitionsvertrags
Hohn: Kliniken insbesondere im ländlichen Raum. Wo bleiben sie denn, die
medizinischen Einrichtungen für die Menschen hier in Oberhessen?
Ein kleines Haus wie das MH ist natürlich keine Einrichtung für komplizierte
Eingriffe – das war bisher auch schon so. Aber es ist ein Haus der Grund-
und Regelversorgung und ist knapp 3000 mal jährlich von Rettungswagen
angefahren worden. Ganz zu schweigen von den Besuchen in der
Notaufnahme OHNE Rettungswagen. Das reichte vom Zeckenbiss über den
Nagel, der im Fuß steckte und bis hin zum Verdacht auf Herzinfarkt, der hier
auf den Stationen sicher abgeklärt werden konnte. Da steckt das Problem –
nicht unbedingt in der geplanten OP für eine neue Hüfte, da geht man
schon heute woanders hin. Aber für die gründliche Abklärung von
Verdachtsfällen, für die „normalen“ Notfälle – da ist das Mathildenhospital
eine wichtige Anlaufstelle in der Region.
Was bedeuten die Pläne zur Teilschließung für uns?

  1. Rettungsfahrten werden länger dauern. Wie soll das aufgefangen
    werden, in welchem Zeitraum wäre das überhaupt möglich? Jedenfalls
    nicht in dem von Bergman Clinics genannten Zeitraum von 3 Monaten.
  2. Würden die Personen aus der Region in weiter entfernten Häusern
    liegen. Gerade ältere Menschen, auch junge Menschen mit schweren
    Krankheiten, sind oftmals auf die Hilfe der Angehörigen angewiesen!
    Das können die Pflegekräfte schon lange nicht mehr alles alleine
    schaffen.
  3. Ambulante OPs sind nur für Menschen möglich, die anschließend zu
    Hause Angehörige haben, die sie versorgen. Das trifft auf längst nicht
    Rede auf der Kundgebung Mathilden-Hospital – Andrea Rahn-Farr
    alle zu! Man kann doch einen frisch operierten alleinlebenden alten
    Menschen nicht einfach vor die Tür setzen!
    Wer trägt eigentlich die Verantwortung dafür, wo KH sind und wie lang die
    Rettungsfahrten dauern? Ob Angehörige kommen können und bei der
    Pflege helfen? Ob Leute zu lange zögern?
    Unsere Landesregierung! Denn die KH-Struktur ist IHRE Aufgabe, welche
    die letzte schwarz-grüne Regierung bereits sträflich vernachlässigt hat. Vor
    der Strukturplanung hat sich unsere Regierung jahrelang gedrückt und
    einfach laufen lassen. Das fällt uns allen jetzt auf die Füsse.
    Die Hessische Landesregierung hat eine Verantwortung dafür, dass
    Krankenhäuser ihre Versorgungsaufträge wirtschaftlich wahrnehmen
    können (hessisches KH-Gesetz). Kleine Häuser haben es dabei natürlich
    schwerer als große, wobei auch diese Zuschuss-Bedürftig sind. Man sieht
    an der Entwicklung hier, dass in unserem Gesundheitssystem
    GRUNDLEGEND was schiefläuft. Aber es kann nicht sein, dass die
    Menschen im ländlichen Raum das ausbaden müssen! Der ganze Fall
    gehört aufgearbeitet und transparent gemacht – auch die Beteiligung der
    letzten schwarz-grünen und der jetzigen schwarz-roten Regierung muss
    geklärt werden.
    Wir wollen wissen: Gibt es eine Genehmigung der LR für Bergman, diese
    Umstrukturierung vorzunehmen? Was ist mit den gezahlten Zuschüssen
    von über 30 MIo Euro für das MH, werden die zurückgefordert? Gemeinsam
    haben wir im Sozialausschuss des Kreistags einen Fragenkatalog an die LR
    zusammengestellt, der hier Licht ins Dunkel bringen soll. Unsere Fragen
    müssen beantwortet werden, das ist die Landesregierung uns Menschen in
    Oberhessen schuldig!
    Es ist wichtig, sich gemeinsam hier hinzustellen und diese Probleme zu
    benennen und Antworten zu fordern. Es ist auch wichtig, dass der BGM mit
    der Fraktionsvorsitzenden und den hiesigen MdLs nach Wiesbaden fährt
    und Gespräche führt.
    Allerdings erwarte ich von denen, die in Hessen aktuell
    Regierungsverantwortung tragen, dass sie es nicht dabei belassen.
    Sondern ihren Einfluss geltend machen in Wiesbaden und darauf bestehen,
    dass keine Genehmigung zur Umstrukturierung erteilt wird. Wir brauchen
    Lösungen, sodass wir hier unser MathildenHospital in der bewährten Form
    inklusive Notaufnahme und somatischen Stationen behalten können!