FDP informiert sich bei Bauernhofbesuch

30.11.2020

Tierwohl, Digitalisierung und Corona: FDP-Landtagsabgeordnete informieren sich bei Bauernhofbesuch zur Entwicklung der Landwirtschaft

Büdingen.           „Die Landwirtschaft ist eine Branche, in der die Digitalisierung schon weit fortgeschritten ist“, konstatiert der Landtagsvizepräsident und FDP-Kreistagsabgeordnete Dr. h. c. Jörg-Uwe Hahn. Um sich zu diesem Thema weiter zu informieren, besuchte er bei strahlendem Sonnenschein, aber kühlen Temperaturen zusammen mit Wiebke Knell (stellv. Fraktionsvorsitzende und Sprecherin für den ländlichen Raum der hessischen FDP-Landtagsfraktion) den Bauernhof von Familie Rahn-Farr im Büdinger Stadtteil Rinderbügen. Der Familienbetrieb wird geführt von Karsten Farr und Andrea Rahn-Farr, die auch Vorsitzende des Regionalbauernverbands Wetterau/Frankfurt sowie Stadtverordnete der FDP in Büdingen ist. Die Familie hält ca. 400 Milchkühe sowie deren Nachzucht und betreibt eine Biogasanlage, die regenerativen Strom ins örtliche Netz einspeist. Sechs festangestellte Mitarbeiter, zwei Auszubildende und zwei Aushilfen gehören zum Team der Rahn/Farr GbR.

Gemeinsam mit dem stellvertretenden FDP-Kreisvorsitzenden Frei Messow und dem Kreisausschuss-Mitglied Wolfgang Patzak besichtigte die Gruppe den in 2016 gebauten, modernen Kuhstall mit einem automatischen Melksystem, in dem die Tiere nicht nur persönlich betreut, sondern zusätzlich über Sensoren digital überwacht werden. „Unser Anspruch an das Tierwohl hat uns bei der Planung des Stalls geleitet. Wir wollten viel Platz, Licht und Luft für jede einzelne Kuh umsetzen. Bei der Tierbetreuung werden wir von Sensoren unterstützt, die uns fortlaufend Daten über den Gesundheitszustand jeder einzelnen Kuh liefern“, erklärte Andrea Rahn-Farr den Besuchern aus der Politik.

Wiebke Knell meint dazu: „Melkroboter, Kuh-GPS, Pedometer und Videoüberwachung – ohne Digitalisierung läuft nichts mehr. Die Technik sorgt aber dafür, dass ein Landwirt auch jederzeit vom Smartphone aus überprüfen kann, dass es den Tieren gut geht.“

Die Entwicklung der technischen Ausstattung über Sensoren bis hin zu Software und Netzwerken schreitet schnell voran. Ein Thema dabei: Wem gehören die Daten? Andrea Rahn-Farr konnte dazu interessantes berichten: Sie ist Teilnehmerin in einem Forschungsprojekt des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik in St. Augustin, wo es genau um diese Themen geht. Auch bei landwirtschaftlichen Anwendungen gibt es „Big Data“, und diese Daten werden von der Industrie genutzt, um Produkte weiterzuentwickeln oder neue zu erfinden. Die Praxis, aus der die Daten stammen, hat leider davon wenig bis nichts. Ob hier zum Beispiel eine „Datengenossenschaft“ helfen kann oder inwieweit Sensoren und Software auch frei verkäuflich sein könnten, ist hier Gegenstand der Forschung. Ebenso, wie man die Technik noch besser nutzen kann im Sinne von Tierwohl und Tiergesundheit.

Sorgen macht sich Andrea Rahn-Farr seit einiger Zeit über die Wirtschaftlichkeit der landwirtschaftlichen Betriebe, gerade in der Tierhaltung bei MIlchvieh und bei Schweinen. „Drei Dürrejahre in Folge haben die Futterkosten nach oben schnellen lassen – die Erlöse sind jedoch nicht gestiegen. Die Corona-Pandemie erschwert die Verarbeitung und Vermarktung der Produkte. Noch dazu gibt es ständig höhere Anforderungen an Tierwohl und Umweltschutz – ohne dass es eine Entlohnung dieser Aufwendungen über das Produkt gibt!“, so die Vorsitzende des RBV.

Oftmals seien diese höheren Anforderungen nur durch bauliche Veränderungen umzusetzen. Hierfür braucht der Landwirt jedoch eine entsprechende Genehmigung. Je nach Betriebsgröße muss ein Bauantrag nach Baurecht oder sogar nach Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) gestellt werden, was mit hohem bürokratischem Aufwand und Zeitbedarf verbunden ist. Hahn dazu: „Ich kann durchaus nachvollziehen, dass Bauern die Investitionskosten und den Genehmigungsaufwand scheuen, gerade weil die Wirtschaftlichkeit aller Beteuerungen der Verbraucher zum Trotz oft nicht gegeben ist. Bei meinem kürzlichen Besuch des Schlachthofs Büdingen habe ich feststellen können, wie wichtig gerade in diesen Zeiten eine regionale Erzeugung und Verarbeitung ist. Als FDP Hessen wollen wir die Bauern durch Bürokratieabbau und Erleichterungen beim Baurecht in die Lage versetzen, nach den hohen Standards hierzulande ihre Betriebe zu erhalten und weiterzuentwickeln.“